FILIGRANER STUCKMARMOR - DEKORATION VOM FEINSTEN

Die Schlosskirche gilt als Bindeglied in der langen Kette der Wessobrunner Raumausgestaltungen, die von Wessobrunn über St. Koloman bei Schongau, Wettenhausen und Obermarchtal nach Hofen wirkte. Der Wessobrunner Meister Johann Schmuzer wurde dabei von seinen Söhnen Franz und Josef sowie von Leopold Resch und 16 weiteren Stuckateuren unterstützt. Zwischen den Vorarlberger Baumeistern und den Wessobrunner Stuckateuren bestanden schon lange enge und erfolgreiche Beziehungen.
Der Stuck wurde von 1697 bis 1701 angebracht. In diesen Jahren arbeiteten die Stuckateure immer von April bis Oktober in der Schlosskirche, im Winter fertigten sie einzelne Stuckelemente zu Hause vor, um sie dann vor Ort mit Draht an der genau geplanten und vorgesehenen Stelle zu befestigen.
Der Baustoff Stuck ist ein höher gebrannter Gips, der auch zur Herstellung von Stuckmarmor diente, wie er beispielsweise am Hochaltar und an der Kanzel verwendet wurde. Hierzu mischte man bereits während der Zubereitung Farbe ein. Gips zieht die Feuchtigkeit aus der Luft an, so dass der Wassergehalt in den Stuckelementen im Jahresverlauf schwankt. Weil Schmuzer nicht nur Stuckateurmeister sondern auch Architekt war, achtete er darauf, mit den Stuckarbeiten den architektonischen Entwurf des Raumes zu unterstreichen. Die Feuchtigkeitsempfindlichkeit des Stucks führt zu Problemen, vor allem beim Heizen. Aus diesem Grund konnte das Staatliche Hochbauamt eine reguläre Heizung in der Schlosskirche nicht genehmigen. Die Schlosskirche ist im Winterhalbjahr sehr kühl. Es wird nur unter den Sitzbänken geheizt.
Die kraftvollen Formen der Ranken, Girlanden und Blüten an der Stuckdecke ordnen sich der Architektur unter. Eingebunden in ein regelmäßig gegliedertes System, betont die Deckengestaltung die bauliche Struktur des Innenraums. Ihrer Entstehungszeit gemäß ist der Stuck von seinem Reliefgrund noch nicht farblich abgesetzt. Die Motive des Stucks sind frei gewählt und entsprechen keiner Vorgabe. So sind es vor allem Girlanden aus Lorbeerblättern, kleinere Reihen aus Arkanthusblättern, Muscheln, Rosen und Rosetten sowie das Phantasiegebilde Eierstab, die als wiederkehrende Elemente in der Decke der Schlosskirche ihre Besonderheit verleihen.
Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg tat man sich anfangs schwer, einen künstlerisch begabten Handwerker zu finden, der auch noch ein glückliches Händchen zum Stuckanrühren hatte. 1950 stellte Joseph Schnitzer aus Buching, bekannt für sein Können auf diesem Gebiet, gemeinsam mit seinen Söhnen die Stuckaturen wieder her. Durch ihre künstlerische Arbeit erwachten auch die Altäre zu neuem Leben.
Im wiederhergestellten Stuck findet man JHS "Jesus Hominum Salvator" (Retter der Menschheit) und kurioserweise auch ein MRA "Maria Regina Animarum" (Königin der Seelen). Erst nach Vollendung der Renovierungsarbeiten fiel dies auf. Ein eifriger Handwerker hatte sich da schon sehr genau an die alten Pläne der ehemals katholischen Klosterkirche gehalten; beim Abbau des Gerüsts kam dies ans Tageslicht, wurde aber gelassen aufgenommen.